Holzbau im Wandel. Die Holztechnologie und der Holzbau selbst haben sich in den letzten Jahren in einer nie zuvor dagewesenen Geschwindigkeit weiterentwickelt. Moderne Konstruktionen machen es mittlerweile möglich, Häuser in Holzbauweise bis zur Gebäudeklasse 5 zu errichten. Als Folge hat auch der Anteil von reinen Holzgebäuden oder Holz-Hybridbauwerken am Gesamtbauvolumen deutlich zugenommen. Entsprechend komplex und vielschichtig sind aber auch die Anforderungen, die damit einher gehen und den Holzbauer vor immer größere Herausforderungen stellen. Bei den diesjährigen James Hardie Holzbau-Tagen gibt der Hersteller von
fermacell® Gipsfaserplatten und
Fassadenbekleidungen aus Faserzement Antworten auf die aktuellen Herausforderungen der Branche und stellt innovative Systemlösungen für ein zukunftssicheres Planen und Bauen im Holzbau vor. Der Bogen spannte sich von wichtigen Updates zur MHolzBauRL über Brandschutz, Statik und Bauakustik und nahm mit einem Vortrag über künstliche Intelligenz (KI) die Zukunft in den Fokus. Dieser Blick über den ‚Tellerrand‘ der Branche zeigte den Teilnehmern die Chancen und Potentiale von KI auf, um sie für zukünftige Herausforderungen frühzeitig und optimal vorzubereiten. Mit dem Vortrags-Mix aus Forschung, Lehre und Praxis ist es James Hardie einmal mehr gelungen, dem hohen Anspruch an die Holzbau-Tage gerecht zu werden: Die Teilnehmer erhielten einen hochkarätigen Know-how-Transfer garniert mit einem Blick in die Zukunft. Networking inklusive.
Die James Hardie Holzbau-Tage blicken auf eine lange Tradition zurück. Sie wurden vor mehr als 25 Jahren ins Leben gerufen. Auf viele informative Tagungen folgte jedoch eine mehrjährige Pause. 2009 schließlich gelang ein Neustart. Mittlerweile haben sich die James Hardie Holzbau-Tage erfolgreich an zwei Standorten etabliert: im Kompetenzzentrum Holzbau & Ausbau in Biberach sowie im Informations-Zentrum von James Hardie Europe in Bad Grund.
Der hohe Stellenwert, der dem Branchentreff in Fachkreisen zugemessen wird, zeigt sich auch an der weiten Anreise einiger Teilnehmer. So hat sich z. B. Sebastian Schmalzried von der Landhaus-Bau Glinstedt GmbH von Neuruppin in Brandenburg auf den Weg nach Biberach gemacht. „Wir hatten ein Objekt in der Region und konnten so beides gut miteinander verbinden“, erklärt er die weite Reise. Gekommen war Sebastian Schmalzried vor allem wegen der Vorträge zum Brandschutz und Holzrahmenbau. „Wir arbeiten in Berlin sehr viel in der Gebäudeklasse 4 und 5. Da ist Brandschutz unser ‚täglich Brot‘.“ Praktische Hinweise für eine aktuelle Baustelle erhielt er zudem durch den Vortrag von Adrian Blödt, Geschäftsführer der Blödt Holzkomplettbau GmbH, zur Rohdeckenbeschwerung auf Holzdecken. Darin wurden auf der Basis von Erkenntnissen aus Akustiklaboren und vor-Ort-Messungen Aufbauempfehlungen vorgestellt, welche dem Stand der Technik entsprechen. „Ich habe gerade ein Objekt, bei dem es genau um diese Problemstellungen geht. Jetzt weiß ich, wie wir diese lösen können“, freut sich der Niederlassungsleiter. „Schon allein deswegen hat sich die weite Reise gelohnt.“
Auch Markus Köberle, Werkplaner bei der Zimmerei Bertold Ott aus Wilhelmsdorf bei Ravensburg konnte aus dem Themenvormittag zur Bauakustik viele praktische Hinweise für seine tägliche Arbeit beziehen: „Es wurde erklärt: ‚Was kann man machen, wie soll man es machen und wie kann man Kosten sparen‘. Das war richtig gut.“ Kollege Efe Alkan, ebenfalls Werkplaner in der Zimmerei Bertold Ott, hatte zwar mehr Produktinformationen erwartet, fand aber trotzdem den gebotenen Input hilfreich: „Es war sehr informativ. In jedem Fall ist es für uns interessant zu erfahren, was ist technisch möglich, was ist gerade in der Planung und woran wird geforscht.“ Über viele neue Einblicke in die Welt des Holzbaus freut sich Felix Miller, der ein duales Studium bei der Schwörerhaus KG absolviert und nach dem Abschluss als B. Eng. Holztechnik seine Ausbildung zum Master of Engineering in Holzbau-Ingenieurwesen an der Hochschule Biberach fortsetzt. „Die Themen sind interessant und praxisnah. Schon deswegen hat es sich gelohnt, hierher zu kommen.“ Hubert Schafitel Geschäftsführer in der vierten Generation bei der Schafitel GmbH, Rheinstetten, wollte vor allem seine Kenntnisse über neue Möglichkeiten und Anwendungen für den Brandschutz im Holzbau auf den neuesten Stand bringen. „Der Einfamilienhausbau ist praktisch gestorben“, erklärt er seine Motivation. „Jetzt sind wir dabei uns umzuorientieren. Weg vom Ein- und Zweifamilienhausbau hin zum mehrgeschossigen Holzbau und zu Aufstockungen.“ Der Weg sei steinig, aber „das ist die Zukunft. Hier erfahre ich alles, was ich an Zusatzwissen für das mehrgeschossige Bauen mit Holz und Holzwerkstoffen benötige.“
„Es entspricht unserem Anspruch, das wir bei den Holzbau-Tagen unseren Teilnehmern immer einen detaillierten und wissenschaftlich fundierten Überblick über den aktuellen Stand der Entwicklung im Holzbau bieten“, sagt Sven Bohnsack, Application Engineering Façades bei James Hardie. Entsprechend breit war das Programm aufgestellt. Neben dem großen Vortragsblock zur Bauakustik waren Brandschutz und Statik wichtige Themen. So informierte Dr. Michael Merk von der TU München und Geschäftsführer der FIRE & TIMBER .ING GmbH in einem umfassenden Überblick über den letzten Stand der Fortschreibung der MHolzBauRL. Dabei erklärte er einfach und für jedermann verständlich die neuen Möglichkeiten, die sich damit für das mehrgeschossige Bauen mit Holz und Holzwerkstoffen ergeben.
Dipl. Ing. (FH) Phillip Montag, James Hardie Europe verwies in seinem Vortrag zu „Klammerverbindungen bei Wandtafeln & Stand der Normung für bauliche Anlagen in Erdbebengebieten“ auf statische Vorteile von fermacell® Gipsfaserplatten gegenüber herkömmlichen Hartgipsplatten der neuesten Generation. So kann die James Hardie Europe GmbH im Rahmen einer allgemeinen Bauartgenehmigung (Z-19.34-2663) als erster Hersteller Lösungen für den Bau von hochfeuerhemmenden, tragenden, raumabschließenden Wänden in Holzrahmen- bzw. Holztafelbauweise für die Gebäudeklasse 4 anbieten. Dabei ist eine Ausführung der Wandelemente mit verschiedenen Unterkonstruktionen möglich: entweder in gewohnter Weise mit einem Einfach- und Doppelständerwerk aus Konstruktionsvollholz oder – und das ist neu – mit Furnierschichtholz (LVL). Der Einsatz von LVL bietet die Option, die dreifachen Lasten im Vergleich zu KVH auf die Wände aufzubringen. Zudem regelt die neue ETA-03/0050 für fermacell® Gipsfaserplatten Randabstände neu und bietet nunmehr die Möglichkeit, mit in der Breite schmaleren Ständerquerschnitten Klammerneigungen < 30° wirtschaftlich umzusetzen.
Dank der produktionsbedingten hohen Stabilität können fermacell® Gipsfaserplatten auch in allen Erdbebengebieten für den Bau von ein- und mehrgeschossigen Gebäuden in Holztafelbauweise eingesetzt werden. Dabei bestehen bezüglich der Wandhöhen keine Einschränkung. Auch Höhen von mehr als drei Metern sind möglich. Die Platten können alternativ mit Klammern oder Nägeln befestigt werden. Die Eignung von fermacell® Gipsfaserplatten für den Einsatz in seismisch beanspruchten Gebieten ist durch die Europäische Technische Zulassung ETA-03/0050 nachgewiesen. Für die nationale Anwendung in Deutschland ist für die Bemessung des Lastfalls Erdbeben die Allgemeine Bauartgenehmigung (Z-9.1-434) mit ihren ergänzenden Bestimmungen für die Planung, Bemessung und Ausführung maßgeblich.
Lukas Rauber, M.Sc., RWTH Aachen University stellte das Forschungsprojekt HELEPOLIS vor, bei dem aktuell die Tragwirkung von Bekleidungen auf Holztafelwänden untersucht und ein analytisches Berechnungsmodell entwickelt wird. Dr.-Ing. Architekt Rainer Vallentin von Vallentin + Reichmann Architekten GbR legte dar, welchen Beitrag das Bauen mit Holz, Nawaro-Dämmungen und Gipsfaserplatten zum Klimaschutz leisten kann.
Den Blick weit in die Zukunft richteten Ralf Neugebauer und Julius Nischk, beide Unusual Thinkers Berlin, mit ihrem Vortrag „Wie die künstliche Intelligenz die Produktion, Marketing und Vertrieb in der Bauwirtschaft verändert“. Da ging es um vollautomatisierte Kampagnen bis zu autonomen Vertriebs-Bots, um die Frage, wie Menschen in Zukunft bauen und wohnen wollen – und KI ein Teil der Lösung ist oder aber auch darum, wie sich Nachhaltigkeit und KI gegenseitig fördern. „Sehr spannend“, resümierte das Publikum mehrheitlich. „Es macht ein wenig Angst. Aber es wurde auch klar, dass sich uns damit ein großes Potential öffnet, um anstehende Herausforderungen zu meistern. Eine andere und neue Perspektive auf die Zukunft.“